B Haus Deutschmann
“Gestern, am Heiligen Abend, hat mich Madame Deutschmann für nachmittags eingeladen zu Tee, Weißrot, Marmelade, zu Apfel-und Birnenkuchen und zum Schluss zum Glühwein wegen der Kälte. Beim Weggehen hat mir ihr Mann ein Paket voll köstlichen Gebäcks mitgegeben, wie vor dem Krieg. Ich bin wahrhaft beschämt über so viel Liebenswürdigkeit vonseiten dieser Menschen, umso mehr als ich ihnen ja nichts zurückgeben kann“
Infolge der Unterbringung der Franzosen, deren Gesamtzahl gegen Endes des Jahres 1944 auf rund 1600 Personen angestiegen war, hatte sich das Antlitz der Stadt Sigmaringen, deren Bevölkerung kriegsbedingt fast nur noch aus Frauen, Kindern und alten Männern bestand, drastisch verändert. Diesen Wandel hat Maximilian Schaitel in seinem Tagebuch an einer Stelle recht plastisch wiedergegeben. Darin schreibt er: „Das Straßenbild Sigmaringens bietet zu gewissen Stunden des Tages ein fremdes „Bild“: lebhaft gestikulierende Männer mit Baskenmützen…Die Frauen fallen durch ihren meist rötlich…gefärbten Haare auf, noch mehr durch dick verschmierten Gesichter. Anmalen kann man dies nicht mehr nennen, denn manche sehen aus, wie einer Malerpalette“. In einem Brief, den die Fürstin Margarete von Hohenzollern am 10. Oktober 1944 aus der Schutzhaft im Schloss Wilflingen bei Riedlingen an eine Freundin geschrieben hat, heißt es über Sigmaringen: „Dort wird mehr französisch als deutsch gesprochen, der ganze Ort ist eine großen Vichy-Kolonie“. Auch Alphonse Stoffels, über den unten noch zu sprechen sein wird, bekundet in seinen Memoiren, dass in Sigmaringen überall französisch gesprochen wurde.