Das ehemals hochherrschaftliche Gebäude am Leopoldplatz in Sigmaringen bot nach Kriegsende und der kurzzeitigen Nutzung durch die marokkanische Wachkompanie der im Sigmaringer Schloss residierenden Kommandeure der französischen Besatzungsmacht ein trostloses Bild, wie es der Schreinermeister Eduard Gauggel in einem Brief vom 12. August 1947 berichtet. Bis 1953 befand sich auch weiterhin die Klausur der Schwestern der christlichen Liebe im Obergeschoss des Neuen Prinzenbaus. Bis zu ihrem Lebensende 1958 residierte die Fürstinwitwe Adelgunde von Hohenzollern mit ihrem Gefolge im ersten Stock des Alten Prinzenbaus.

Ansonsten wies der Prinzenbau in den folgenden Jahrzehnten eine sehr unterschiedliche Nutzung auf. So wurde das Gebäude u.a. an die folgenden Behörden und Einrichtungen vermietet: Die Bundespost, die Hofbuchdruckerei Liehner, das Landwirtschaftsamt und die Landwirtschaftsschule, das Wasserwirtschaftsamt, die Gesellschaft für Kunst und Kultur und die Hohenzollerische Landesbank. Ab 1947 begann das Staatsarchiv Sigmaringen, das auch im Gebäude des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchiv untergebracht war, Räume im Neuen Prinzenbau, dann aber ebenfalls im Erdgeschoss des Alten Prinzenbaus anzumieten. Nach dem Tod der Fürstin Adelgunde 1958 übernahm das Staatsarchiv zusätzlich deren Räumlichkeiten. Beim Ankauf des Prinzenbaus 1980 durch das Land Baden-Württemberg befanden sich im Alten Prinzenbau außer dem Staatsarchiv nur noch eine Rechtsanwaltskanzlei mit Notariat und einer Fahrschule sowie in der 2. Etage Wohnungen ehemals Fürstlicher Bediensteter. Der Neue Prinzenbau wurde bereits ab 1966 ausschließlich vom Staatsarchiv genutzt.

In den Jahren 1987 bis 1994 erfolgte die Umfunktionierung des ursprünglich für die Bedürfnisse eines Hochadelsgeschlechts errichteten Gebäudes zu einem funktionsgerechten Archivzweckbau. Hierzu wurde der Alten Prinzenbau entkernt und darin ein modernes Magazin eingerichtet; der ursprüngliche Zustand des Neuen Prinzenbaus wurde dagegen inklusive des 1921 beseitigten Spiegelsaals weitgehend wiederhergestellt.

In der wechselvollen Geschichte des Prinzenbaus ragen mit Sicherheit die wenigen Monate vom Spätjahr 1944 bis Frühjahr 1945 heraus, als der Gebäudekomplex exterritorial war und darüber die Trikolore wehte. Von dieser Zeit legen im Prinzenbau außer einzelnen Archivalien freilich nur noch wenige Brandspuren im Parkett beim Kachelofen im heutigen Lesesaal des Staatsarchivs Zeugnis ab.

Otto H. Becker