Seit dem späten 18. Jahrhundert bestanden besondere Beziehungen zwischen Sigmaringen und dem Nachbarland Frankreich.

Dabei ist der von September 1944 bis April 1945 dauernde Aufenthalt der Kollaborationsregierung von Vichy in Sigmaringen in der damals rund 5000 Einwohner zählenden Stadt, die im letzten Kriegshalbjahr rund 1600 Bewohner mehr aufnehmen musste, ein eher schweres Kapitel der gemeinsamen Geschichte beider Länder. Ohne eine Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Vorgeschichte der deutsch-französischen Freundschaft und ohne das Wissen um die deutsch-französische Begeisterung der zwanziger und dreißiger Jahre für die „faschistische Versuchung“ (Raymond Aron) gerät die Geschichte von Sigmaringen indes in Gefahr, sich als „ferner Spuk“ mit reichlich Interpretationsmöglichkeiten zu etablieren.

Das Projekt „Erinnerungsort Sigmaringen“ – im Sinne eines „lieu de mémoire“, wie ihn Pierre Nora charakterisiert hat – möchte zum Verständnis der deutsch-französischen Beziehungen im 20. Jahrhundert beitragen: Im Rahmen eines Erinnerungsparcours werden die Zusammenhänge der deutsch-französischen Geschichte, die sich seit dem frühen 19. Jahrhundert in Sigmaringen verdichteten und in den Aufenthalt der Vichy-Regierung in der Stadt während des Winters 1944/1945 unvorhersehbar – und davon unabhängig – mündeten, verortet und sichtbar gemacht. Federführend wird dieses Projekt gestaltet von Dr. Otto Becker (Historiker und als Archivar des Staatsarchivs seit Jahrzehnten bestens vertraut mit der Thematik), Prof. Dr. Clemens Klünemann (Romanist und Kulturwissenschaftler) und Gabriele Loges (Germanistin, Schriftstellerin und Journalistin). Mit dem Hohenzollerischen Geschichtsverein e.V. zusammen konnte der „Erinnerungsort Sigmaringen“ realisiert werden.